Instrumentalisieren deutsche Eliten den Holocaust, um andere historische Verbrechen auszublenden? Die mit Schärfe geführte Debatte darüber, welchen Platz die deutschen Kolonialverbrechen in der Erinnerungskultur einnehmen sollen, rührt aus einer älteren Forschungsdebatte und aus dem Sichtbarmachen kolonialer Spuren im öffentlichen Raum.
Wie können wir mit diesen Erblasten, etwa mit Denkmälern, Raubgut oder Rassismus, gesellschaftlich und politisch umgehen? Fragen der kollektiven Verarbeitung und der Erinnerungskultur stellen sich nicht nur bei historischen Verbrechen, sondern auch mit Blick auf (Natur-)Katastrophen, etwa bei Pandemien und Extremwetterereignissen, bei denen die Grenzen zwischen (Mit-)Verursacherinnen und Opfern verschwimmen.
INHALT
Anne SeibringEditorial
Mirjam WenzelJüdische Gegenwart und ihre Funktionalisierung im deutschen Gedenken an die Schoa
Susan NeimanVon den Deutschen lernen? - Essay
Jonas KreienbaumKoloniale Ursprünge? Zur Debatte um mögliche Wege von Windhuk nach Auschwitz
Johanna BlokkerDenkmalsturz und Denkmalschutz. Positionen der Denkmalpflege zum Umgang mit Denkmälern des Kolonialismus
Iman Attia, Olga Gerstenberger, Diane Izabiliza, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Iris Rajanayagam, Isidora RandjelovićVerwobene Geschichten – geteilte Erinnerungen
Cord ArendesEin Flugzeug als Objekt staatlicher Erinnerungspolitik? Die "Landshut" als deutscher Erinnerungsort
Astrid ErllJenseits des Erwartungshorizonts. Pandemie und kollektives Gedächtnis
Martin Bauch, Hans-Rudolf Bork, Adam IzdebskiVergessenes Extremwetter. Umwelthistorische Wegweiser auf dem Pfad der Resilienz