Am 4. April 1968 wurde der Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen. King war die Galionsfigur des gewaltfreien zivilen Widerstands der 1950er und 1960er Jahre. Heute wird er dafür weltweit verehrt. Zu seinen Lebzeiten war das anders, zumindest in seiner Heimat: Laut einer Bevölkerungsumfrage von 1966 hatten 63 Prozent der US-Amerikaner eine negative Meinung vom Pastor aus Atlanta.
Noch vor dem Attentat resümierte James Baldwin: "Die Geschichte der Schwarzen in Amerika ist die Geschichte von Amerika. Es ist keine schöne Geschichte." Für einige schien sie mit dem Wahlsieg Obamas 2008 ein glückliches Ende gefunden zu haben. Sie träumten von einem "postethnischen Amerika". Andere lehnten diese Vorstellung ab und verwiesen auf Polizeibrutalität gegen Schwarze und die große ökonomische Kluft zwischen Weißen und people of color.
Inhalt
Lorenz Abu AyyashEditorial
Colson Whitehead„Was wäre, wenn … ? Ein Gespräch mit Colson Whitehead über Sklaverei, Alltagsrassismus und Literatur (Interview)
Ibram X. KendiIllusion einer postethnischen Gesellschaft
Michael HochgeschwenderZur Geschichte von Black America
Britta Waldschmidt-NelsonTraum oder Albtraum? Das Erbe von Martin Luther King Jr.
Jens KastnerVon Black Power bis Ta-Nehisi Coates. Schwarze Identitätspolitik in den USA
Ousmane Power-GreeneDer Geist von King Cotton. Afroamerikaner und das Vermächtnis der Sklaverei im Reich der Baumwolle
Christopher VialsWhite Supremacy. Geschichte und Politik des Weißseins in den USA
Christian WerthschulteSpace is the Place. Kursorischer Trip durch den Afrofuturismus
Astrid FrankeRassenordnung als Machtordnung. Diskriminierung im Bildungs- und Rechtssystem der USA