Deutschland erlebt in diesem und wohl auch im nächsten Jahr eine Neuverschuldung, die einen ausgeglichenen Haushalt als fiskalpolitisches Ziel längst vergangener Zeiten erscheinen lässt. Die "Schwarze Null" ist angesichts des durch die Corona-Pandemie notwendig gewordenen massiven Anstiegs der öffentlichen Ausgaben in weite Ferne gerückt. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie der Geschichte angehört. Ein ausgeglichener Haushalt bleibt mittelfristig auch angesichts der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse ein wirkmächtiges politisches Ziel. Das Ideal deutscher Sparsamkeit und seine über viele Jahrzehnte erfolgreiche Politisierung haben den politischen und gesellschaftlichen Diskurs in der Bundesrepublik so sehr geprägt, dass ein Comeback der "Schwarzen Null" nicht ausgeschlossen ist.
Inhalt
Sascha KneipEditorial
Lukas HaffertDie "Schwarze Null" ist Geschichte. Aber hat sie eine Zukunft?
Kardelen Günaydin/Daniel MertensPolitisiertes Sparen und die Europäische Zentralbank. Zur politischen Ökonomie der geldpolitischen Debatte in Deutschland
Riccardo PuglisiSparen – eine deutsche Obsession?
Sandra Maß"Werde ein guter Staatsbürger". Zur Politisierung der Sparsamkeit im 20. Jahrhundert
Britta KuhnWie stark kann sich Deutschland verschulden? Finanzielle Repression als Mittel der Staatsentschuldung
Caspar DohmenSchuldenbremse ausgebremst. Die politische Debatte über Sinn und Unsinn einer Schuldengrenze