Die 1980er-Jahre sind zuletzt verstärkt in den Fokus geschichtswissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Auch wenn der Versuch, historische Prozesse in Zehnjahresschritten zu denken, zum Scheitern verurteilt ist, lässt sich doch danach fragen, was die Jahre 1980 bis 1989 ausmachte.
Sie bildeten das letzte Jahrzehnt der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, das letzte Jahrzehnt auch jener "Insel West-Berlin". Die Neuen Sozialen Bewegungen erlebten eine Blütezeit, befördert durch Krisensymptome, die mit den Stichworten NATO-Doppelbeschluss, Waldsterben, Tschernobyl, Volkszählung oder Aids verbunden sind. Zugleich wurden Entwicklungen angelegt, die erst später Wirkung entfalteten – etwa die Digitalisierung des Alltags, der Finanzmarktkapitalismus oder die Öffnung europäischer Binnengrenzen.
Inhalt
Johannes Piepenbrink, Editorial
Angela Siebold, So nah und doch so fern? Die 1980er Jahre historisch erforschen (Essay)
Lutz Raphael, 1980er: Typische Jahre "nach dem Boom"
Detlef Siegfried, Das Subversive retten. Eine Denkfigur der 1980er
Axel Schildt, Die Renaissance der Nationalen Frage in den 1980er Jahren
Magdalena Beljan, Aids-Geschichte als Gefühlsgeschichte
Sebastian Berg, Politisches Handeln in multiethnischen Gesellschaften und das Erbe der 1980er Jahre: Beispiel Großbritannien
David E. Barclay, Kein neuer Mythos. Das letzte Jahrzehnt West-Berlins
Patricia M. Clough, Ära Kohl? Eine Kanzlerschaft in den 1980er Jahren (Essay)